"Es gibt im Moment keine besseren Künstler als uns in Deutschland." Lesung aus dem Tagebuch von HP Zimmer mit Florian Jahr

15. Februar 2024: Lesung aus dem Tagebuch von HP Zimmer mit Florian Jahr am Do. 29. Februar 2024 um 19 Uhr im Museum Lothar Fischer.
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"Es gibt im Moment keine besseren Künstler als uns in Deutschland." Lesung aus dem Tagebuch von HP Zimmer mit Florian Jahr am Do. 29. Februar 2024 um 19 Uhr im Museum Lothar Fischer.

2023 fand kurz nach Erscheinen der Tagebuchaufzeichnungen von HP Zimmer (1936-1992) eine Leseveranstaltung in der städtischen Galerie im Lenbachhaus in München statt. Also in der Stadt, in der die berühmt-berüchtigte Künstlergruppe SPUR in den Jahren 1957 bis 1965 wirkte. Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre führte auch der Maler HP Zimmer, der Teil der avantgardistischen Künstlergemeinschaft SPUR war, sein lebendiges und aufschlussreiches Tagebuch.

Die vier Protagonisten der Gruppe – der Bildhauer Lothar Fischer (1933-2004) und die Maler Heimrad Prem, Helmut Sturm und HP Zimmer – hatten sich an der Akademie der Bildenden Künste in München kennengelernt und trugen mit ihrer Kunst, ihren Manifesten und politischen Aktionen zur gesellschaftlichen Aufbruchsstimmung in der Nachkriegszeit bei. Zeitweise agierten sie als deutsche Sektion der Situationistischen Internationale um den in Paris lebenden Guy Debord. Die Kunst der Gruppe SPUR sowie auch ihre verbalen Äußerungen empfand man im konservativen, noch vom Nationalsozialismus durchdrungenen Nachkriegs-Bayern als Provokation. Dies führte soweit, dass die jungen Künstler ein Ausstellungsverbot im Haus der Kunst erhielten und einige Mitglieder in einen Gerichtsprozess wegen Gotteslästerung verwickelt waren.

"Tagebuch", bemerkte HP Zimmer 1984, "habe ich seit meiner Schulzeit geführt". Seine Eintragungen setzte er auch während der Gruppen-Existenz fort. Diese Tagebuch-aufzeichnungen liefern nun  aufschlussreiche Einblicke in die deutsche Kunstszene der Nachkriegszeit, ihr europäisches Netzwerk und die Beziehungen zwischen der SPUR und der Situationistischen Internationale. Auch wird deutlich, wie sehr die jungen, aufmüpfigen Künstlerfreunde an Aufmerksamkeit, Provokation und Skandal interessiert waren und als Künstler zu feiern und ernsthaft zu diskutieren wussten. Auch standen sie damals in engem Kontakt und regem Austausch zu dem Maler und Kunstkritiker Hans Platschek (1923-2000), der wie die SPUR von der Galerie van de Loo vertreten wurde. Unter dem Titel "Hans Platschek - Höllenstürze. Hahnenkämpfe. Nette Abende" zeigt das Neumarkter Museum seit 11. Februar eine breit angelegte Sonderschau. Im Obergeschoss des Hauses ist ein Raum mit Arbeiten der Gruppe SPUR aus dem Museumsbestand zu sehen.

Die HP-Zimmer-Tagebuchlesung wird auch die Verbindung von Hans Platschek zur SPUR aufzeigen. Für die Lesung konnte der vielbeachtete Schauspieler Florian Jahr, geboren 1983 in Ostberlin, gewonnen werden. Er zählt seit 2019 zum festen Ensemble des Residenztheaters in München und wurde im April 2023 bereits vom Lenbachhaus für dieses Projekt eingeladen.

Die Publikation "'Es gibt im Moment keine besseren Künstler als uns in Deutschland' HP Zimmer Tagebuch 1957-1965", Hatje Cantz Verlag 2023, wurde großzügig unterstützt von der Stiftung van de Loo. Das Buch wird in Anwesenheit von Dr. Nina Zimmer, Direktorin des Kunstmuseums Bern und des Zentrums Paul Klee, vorgestellt und kann bei der Lesung am 29. Februar 2024 um 19 Uhr erworben werden.

Veranstaltungsort: Museum Lothar Fischer, Weiherstraße 7a, 92318 Neumarkt i.d.OPf. in Kooperation mit der Stadtbibliothek Neumarkt i.d.OPf.
Eintritt: 6 €

Bild - Der Schauspieler Florian Jahr. Foto: Elena Zaucke