„Im Wohnzimmer arbeitet Gisela, im Schlafzimmer wollte ich malen.“

03. April 2024: Gisela-Elsner-Lesung am Donnerstag, 11. April 2024 um 19 Uhr im Museum Lothar Fischer.

Gisela-Elsner-Lesung am Donnerstag, 11. April 2024 um 19 Uhr im Museum Lothar Fischer.

Anlässlich der aktuellen Hans-Platschek-Sonderausstellung im Museum wurde auch ein Raum eingerichtet, der das Zusammenwirken der 1937 in Nürnberg geborenen und 1991
mit dem großen Literaturpreis der Stadt Nürnberg ausgezeichneten Schriftstellerin Gisela Elsner mit Hans Platschek dokumentiert. Schließlich lebte die Autorin in München, Rom, London und Hamburg mit dem Maler und Kunstkritiker zusammen, mit dem sie von 1962
bis 1976 verheiratet war.

Früh entschied sich Gisela Elsner bereits für eine Schreibweise, die sich an dem Programm der französischen literarischen Avantgarde orientierte, in deren Zentrum eine neue Art des Sehens bzw. der visuellen Wahrnehmung stand (École du regard). Bereits in ihrem Erstlingswerk „Die Riesenzwerge“ gibt es zahlreiche Experimente mit optisch-visuellen Schreibverfahren. So etwa, wenn sie auf ganzen 7 ½ Seiten ihre Erzählerfigur, den etwa 5 ½-jährigen, leseunkundigen Lothar Leinlein eine Buchstabenfolge bildlich beschreiben lässt, die sich lesend in Sekunden erschließen lässt. Weitgehend unbekannt ist die Tatsache, dass Hans Platschek sich wiederum mit Elsners Erstling künstlerisch auseinandersetzte. So fertigte er 1964 unter dem Obertitel „Lothar Leinlein schreibt an Gisela“ einen Zyklus von mindestens sechs Gouachen zu „Die Riesenzwerge“ an, die sich über ihre Untertitel sehr präzise einzelnen Kapiteln zuordnen lassen. In den 1970er Jahren spitzte Elsner das Programm der Schule des Sehens zu, als sie sich nach einer eher experimentellen Phase für die Satire, die optisch-visuelle Schreibweise schlechthin, entschied. Parallel entwickelt Platschek in seiner Malerei einen satirisch-realistischen Blick auf die Gesellschaft, und Werke wie „Ein netter Abend“,1972 oder „Das Wunschkind“, 1970 – beide sind derzeit im Museum Lothar Fischer ausgestellt - wirken dabei wie die Entsprechungen zu den von Elsner bis in das letzte Detail präzise beschriebenen Romanszenen. Obwohl Elsner und Platschek nach ihrer Trennung 1976 einander so gut wie vollständig aus ihren Biografien gestrichen hatten, setzte die Autorin dem Maler Anfang der 1980er Jahre in ihrem Roman „Abseits“ ein literarisches Denkmal, das gleichzeitig einer Abrechnung gleichkommt. Die dort beschriebene Figur des Malers Fred Meichelbeck entspricht nicht nur von ihrer Physiognomie her Hans Platschek, sondern auch in vielen weiteren Details. So spielt Elsner nicht allein auf dessen jüdische Abstammung an. Sie macht sich auf ihre satirische Art auch über seine damalige Erfolglosigkeit auf dem Kunstmarkt lustig.

In Kooperation mit der Stadtbibliothek Neumarkt findet am Donnerstag, dem 11. April um 19 Uhr unter der Leitung der 1. Vorsitzenden der Internationalen Gisela Elsner Gesellschaft e.V. mit Sitz im Literaturachiv Sulzbach-Rosenberg, Privatdozentin Dr. Christine Künzel, eine Gisela-Elsner-Lesung im Museum Lothar Fischer statt. Während die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, die heute in Norddeutschland lebt und arbeitet, das Werk der Autorin fachkundig beleuchtet, liest die in Nürnberg ansässige bekannte Schauspielerin Patricia Litten Texte von Gisela Elsner. Nach einer aufeinander abgestimmten, lebendigen Dialogveranstaltung  besteht die Möglichkeit, zu einer Diskussion mit den Besucherinnen und Besuchern.

Eintritt 6 €, Anmeldung erbeten unter Tel. 09181/510348 

Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.
Gisela Elsner und Hans Platschek, um 1967. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Oskar Roehler.