In Neumarkt helfen derzeit rund 30 Ehrenamtliche an Grund- und Mittelschulen Kindern und Jugendlichen beim Lesen, Schreiben oder Rechnen. Sie schenken Zeit, Aufmerksamkeit und Selbstbewusstsein.

Das Projekt „Schulpatenschaft“, getragen von der Integrationsstelle der Stadt Neumarkt und dem Integrationsdienst der Malteser, wurde 2020 offiziell ins Leben gerufen. Die Anfänge des heutigen Konzepts reichen aber weit zurück. Schon 2004 entstand an der Grundschule Bräugasse ein Lesepatenmodell, organisiert von der damaligen Konrektorin Angelika Trummer. Für sie war bereits früh klar: Lesen ist die Mutter aller Bildung und entscheidet über Integration und Teilhabe.

 „Ursprünglich war das Projekt als reine Lesepatenschaft angedacht“, erklärt Stefanie Schäffer, Rektorin der Grundschule an der Bräugasse, „Doch wir bemerkten schnell, dass auch Kinder und Jugendliche in den Mittelschulen Aufgaben oft gar nicht verstehen. Darum haben wir das Konzept erweitert.“ Heute helfen Schulpatinnen und -paten nicht nur beim Lesen, sondern auch bei Textverständnis, Mathe oder Sprachförderung. Teilweise bieten einige Patinnen sogar Unterricht in den Familien der Schülerinnen und Schüler an.

Die Ehrenamtlichen sind vormittags im Unterricht anwesend oder nachmittags in der Betreuung aktiv. Dabei können sie jederzeit flexibel, individuell und ohne feste Verpflichtung agieren. „Zwei Stunden pro Woche reichen oft schon aus, um die Kinder nachhaltig zu fördern. Wer krank ist oder verreisen will, gibt einfach Bescheid“, so Juliane Wiesneth, Integrationslotsin bei den Maltesern und Ansprechpartnerin für die Patinnen und Paten. Verschiedene Formalien wie etwa Versicherung und Fahrtkostenerstattung sowie Schulungsangebote werden zentral über die Malteser organisiert.

Die Grundschule an der Bräugasse gilt heute als Vorbild: Bis zu 20 Patinnen und Paten waren dort gleichzeitig aktiv. Die Lehrkräfte haben schnell erkannt, wie wichtig persönliche Förderung ist und begleiten das Projekt mit Herzblut. „Viele der Patenschaften bestehen über Jahre hinweg“, sagt Marie Spelda, die Integrationsbeauftragt der Stadt. „Zeit ist das Wertvollste, was man schenken kann. Und die Kinder spüren, dass ihnen jemand zuhört und an sie glaubt.“

Lehrerin Kathrin Petter, die heute die Projektorganisation und -koordination in der Grundschule übernommen hat, bestätigt dies: „Die Kinder freuen sich riesig. Sie stellen sich sogar an, um ihre Patinnen und Paten zu umarmen. Die Beziehung zwischen den Ehrenamtlichen und den Kindern ist wirklich rührend.“ Auch Adelheid Bieberich, die seit Beginn des Projekts vor über 20 Jahren als Patin dabei ist, erinnert sich an einen ergreifenden Moment: „Ein junger Mann erkannte mich Jahre später auf der Straße und bedankte sich herzlich bei mir für meine Hilfe.“

Der Ablauf der Schulpatenschaft ist klar strukturiert: Zu Schuljahresbeginn geben Ehrenamtliche ihre Wünsche wie Schulart, Klassenstufe, reine Leseförderung oder umfassendere Begleitung im Unterricht an. Die Schulen melden ihren Bedarf an die Integrationsstelle der Stadt oder die Malteser. Im gemeinsamen Gespräch werden anschließend passende Einsatzorte vermittelt. Zudem werden auch Feedback-Gespräche und Austauschtreffen organisiert. Ein Einstieg ins Ehrenamt ist jederzeit möglich.

Wie nachhaltig die Bindung zwischen den Engagierten und den Kindern in der Grundschule ist, zeigten auch die kleinen Geschenke, die die Kinder zum Schuljahresende vorbereiteten: Als Dank für die Unterstützung bastelten die Kinder personalisierte Lesezeichen und verzierten kleine Tüten mit Süßigkeiten für ihre Patinnen und Paten.

Interessierte können sich an die folgenden Stellen wenden: