Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kunstmatinee lädt das Neumarkter Museum Lothar Fischer am 20. November 2025 um 10.30 Uhr zu einem Kunstgespräch zu der jüngst erworbenen Tonplastik aus dem Jahre 1962 ein.
Titelgebend für die großformatige Arbeit war der gleichnamige, 1942 erschienene, skandalumwitterte Roman des französischen Dramatikers Jean Genet, der für seine moralischen Umwertungen lange verfemt war. Die Künstler der in München berüchtigten Gruppe SPUR (1957-1965) hatten alle sein Werk gelesen. Und auch sie suchten neue Wege für die Kunst aufzuzeigen. Als zeitweises Mitglied der politisch links orientierten Gruppierung von Künstler und Intellektuellen, der „Situationistischen Internationale“ (1957-1972) gelang es ihnen, die deutsche Kunstszene nach Jahren kriegsbedingter Isolation wieder international zu vernetzen.
Das 150 cm hohe, rundplastisch angelegte Werk aus der SPUR-Zeit wurde vermutlich direkt nach seiner Entstehung von dem italienischen Kunstsammler Graf Paolo Marinotti erworben, den die Künstler über ihren Münchner Galeristen Otto van de Loo und den dänischen Maler Asger Jorn kennengelernt hatten. Erstmals ausgestellt wurde „Notre Dame des fleurs I“ 1963
in der Gruppenschau "Visione Colore" im Palazzo Grassi in Venedig. Lothar Fischer sah sich aufgrund des vorgegebenen Ausstellungstitels angehalten, seine bis dahin unbemalten Werke aus Ziegelton farbig zu fassen. Einige wenige dieser Werke existieren noch – darunter „Notre Dame des fleurs I“, 1962, und der sich ebenfalls im Museum befindliche „Schwarzkünstler“, 1963.
Doch wieso gibt es ein zweites Werk mit demselben Titel das ganz anders aussieht? Das Bronzeunikat „Notre Dame des fleurs II“, 1963? Und sieht die Tonplastik „Mater profana“ von 1962 in ihrem Aufbau unserer Protagonistin nicht sehr ähnlich? Was macht eine SPUR-Plastik aus?
Ulrike Rathjen, die Leitung der Kunstvermittlung im Museum Lothar Fischer, kommt dem Werk von Lothar Fischer nahe über Technik, den Kontext der Künstlergruppierung SPUR mit ihren Manifesten, Flugblättern und ihrem ästhetischen Ausdruck - sowie auch über einen Blick zu seinem Lehrer Heinrich Kirchner, dem zurzeit unsere große Einzelausstellung „Heinrich Kirchner - Vom Abbild zum Sinnbild“ gewidmet ist.
Teilnahmegebühr 5 €, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.